MARKENWAHNSINN AN DEUTSCHEN SCHULEN – KINDERKLEIDUNG VOM DESIGNER
- albstein2
- 7. Apr.
- 5 Min. Lesezeit

Jede Zeit und jede Generation haben ihre eigene Mode und stilistischen Ansichten, wogegen prinzipiell ja auch nichts zu sagen ist. Was sich allerdings in unseren Schulen in den letzten Jahren entwickelt hat, ist ein Phänomen, das weit über irgendwelche modischen Trends hinausgeht.
Heutzutage sieht man Schülerinnen und Schüler nicht etwa nur mit bestimmten Markenkleidern und Schuhen, weil sie gerade modern und angesagt sind, vielmehr müssen diese möglichst teuer sein, um als Statussymbol zu dienen. Ob es sich dabei oft um maßlos überteuerten und qualitativ minderwertigen Schrott handelt, der unter mindestens fragwürdigen Bedingungen in Billiglohnländern produziert wird, ist hier Nebensache.
Natürlich gibt es diese Fokussierung auf angesagte Marken schon lange, egal ob es wie z.B. in den 90er Jahren die Sportschuhe von Fila waren, die Hochplateauschuhe von Buffalo oder die Skaterklamotten von Homeboy und Co.
Aber mal ehrlich… Kinderkleidung von Gucci oder Kinderschuhe, welche teilweise mehrere hundert Euro kosten, sind keine harmlosen Trends mehr. Dahinter verbergen sich tiefgreifende soziale Probleme, welche nicht nur das allgemeine Klima in der Schule (welche eigentlich ein behüteter Ort des Lernens sein sollte) belasten, sondern vor allem auch Einfluss auf das Selbstwertgefühl der Schüler nehmen.
Und da liegt auch das grundsätzliche Problem, das nämlich dieser extreme Fokus auf teure Markenkleidung eine Art materialistisches Mindset fördert. Das bedeutet, dass sich ein Großteil der Kinder und Jugendlichen nicht mehr durch ihre individuellen Stärken und Fähigkeiten ausdrücken kann oder will, sondern nur durch teure Markenlabels.
Inhalt
1. Dabei sein ist alles!? – Der größte Unsinn und die Wurzel des Problems

Diese Entwicklung kann allerdings nicht den Kindern selbst vorgeworfen werden, sondern ist das Resultat einer völlig fehlgeleiteten und durch Politik und Bildungssystem geförderten Abschaffung des Leistungsgedankens.
In einer gesunden Gesellschaft stehen die Erziehung und Förderung gesunder Kinder an allerster Stelle. Daher wurde einst immer ein Fokus auf eine gewisse Leistungsbereitschaft gesetzt, ganz egal ob geistig oder körperlich. Ziel war es immer, das maximale aus sich selbst herauszuholen und somit gute Resultate zu erzielen.
Wenn Kinder beispielsweise im Sport gegeneinander antraten, egal ob im Fußball, Schwimmen, Leichtathletik usw. dann hatte jeder einzelne ein klares Ziel – Ich will gewinnen! Und dieser Wille ging durch alle Bereiche des Schulwesens, vom Mathematikunterricht über den Kunst- und Musikunterricht bis hin zum Sport. Überall gab es den oder die einen besten. Einer war immer der schlauste, der andere der stärkste, der schnellste, der kreativste usw. Und der Rest…? der hat neidvoll auf die Besten geschaut und versucht irgendwie besser zu werden, um sich den Erfolgreichen anzupassen und akzeptiert zu werden.
Und genau da liegt der Unterschied! Viele Jahre wurde der Jugend (zumindest hier in Deutschland) nun eingetrichtert, dass es doch gar nicht darauf ankommt, ob ich erster werde oder gewinne. Es reicht vollkommen, wenn ich nur dabei bin, aber natürlich nur wenn ich das auch möchte. Es ist auch vollkommen in Ordnung, wenn ich extrem dürr bin oder, was heutzutage ein sehr großes Problem ist, viel zu übergewichtig. Du bist so ok wie du dich wohlfühlst usw.… Mit diesem völlig lebensfremden Unsinn wurde den Kindern ein Mindset verpasst, das den Leistungsgedanken ausschließt und durch Untugenden wie Schwäche, Aufgabebereitschaft und Gleichgültigkeit ersetzt.
Und was ist die Folge? Anstatt sich wie früher durch selbst erarbeitete Leistung und Selbstvertrauen zu identifizieren und darzustellen, sucht man sich heute den bequemen und einfachen Weg und drückt seine “Überlegenheit“ durch das Tragen teurer Markenlabels aus, die sich bei weitem nicht alle leisten können.
2. Soziale Unterschiede werden sichtbar
Öffentliche Schulen und die damit einhergehende Schulpflicht, bilden nun mal ein Spiegelbild der Gesellschaft ab. Jedes Kind, egal aus welchen Verhältnissen es stammt, hat nicht nur die Möglichkeit eine Schule, entsprechend seines Leistungsgrades zu besuchen, sondern ist sogar dazu verpflichtet. Diese Regelung ist an sich eine gute und soziale Sache und stellt alle Kinder gleich.
Ganz anders sieht es allerdings aus, wenn es um die, nicht zuletzt durch soziale Medien beeinflusste Wahl der “richtigen Kleidung“ geht. Denn hier trennt sich jetzt die Spreu vom Weizen, um es einmal sehr zynisch auszudrücken. Während finanziell gut situierte Familien ihre Kinder oftmals nach Herzenswunsch ausstatten, haben andere noch gerade das Geld für “Noname Artikel“ die wenigstens ein ordentliches Erscheinungsbild noch garantieren.
Oberflächlich betrachtet, würde das einem neutralen Beobachter wahrscheinlich kaum auffallen, innerhalb der Klassen und unter den Schülern, sieht dies aber vollkommen anders aus.
Wer hier nicht die passenden Markenkleider trägt, kann sehr schnell ausgegrenzt und verspottet werden, was gerade bei Kindern mit schwachem Selbstbewusstsein ein ernstes Problem ist und im ungünstigsten Fall schwere gesundheitliche, insbesondere psychische Belastungen wie Depressionen zur Folge hat.
3. Druck und Verzweiflung
Das angesprochene Phänomen der Ausgrenzung unter den Kindern und Jugendlichen aufgrund falscher oder “minderwertiger“ Kleidung, ist gerade in dieser Entwicklungsphase sehr problematisch, da man dazugehören und akzeptiert werden möchte. Daher sind gerade Teenager besonders Gruppenzwang anfällig.
Der Druck, sich teure und angesagte Kleidung kaufen zu können, um besser akzeptiert zu werden ist enorm und führt oft zur Verzweiflung. Eltern stehen dann irgendwann vor der schwierigen Entscheidung, entweder ihrem Kind die ersehnte Kleidung zu kaufen oder zu riskieren, dass es ein Dasein als Außenseiter führt. Das klingt kalt und hart und das ist es leider auch… Kinder sind grausam, zumal sie die Handlung ihres eigenen Tuns noch gar nicht wirklich einschätzen können.
Nun können sich aber viele Familien die unverhältnismäßig teure Kinderkleidung vom Designer oftmals nicht oder nur durch große Entbehrungen leisten, was manchmal zu reinsten Dramen innerhalb der Familie führt.
4. Wie kann ich meinem Kind helfen, ohne ein Vermögen ausgeben zu müssen?
Eine gute Lösung des Problems, wäre der Kauf gebrauchter Kleidung, um einen finanziellen Kompromiss zu finden. Hier gibt es heutzutage zum Glück viele Anlaufstellen, wie z.B. Kinderkleiderbörsen, bei denen man guterhaltene bis neuwertige Second Hand Kleidung und Schuhe aller Marken, für einen Bruchteil des Neukaufpreises bekommt. Auch Onlineshops bieten diesen Service mittlerweile an. Eine klare Empfehlung unsererseits wäre hier z.B. momox fashion. Hier bekommt man topaktuelle Markenkleidung in gebrauchtem, aber ordentlichem, geprüftem und gereinigtem Zustand zu sehr fairen Preisen.
5. Was muss sich nun ändern?

Realistisch gesehen gäbe es nur eine wirklich sinnvolle Möglichkeit, diesen Markenwahnsinn sofort und dauerhaft zu unterbieten, nämlich durch die bundesweite Einführung von einheitlichen Schuluniformen in öffentlichen Schulen. Ein solcher Schritt wäre ohne Probleme und kostenfrei für die Eltern durch den Staat durchsetzbar… aber allein der politische Wille fehlt noch im Moment. Andere Länder wie z.B. England, Japan, China, USA (zumindest teilweise) usw. zeigen seit Jahrzehnten das es geht. Allerdings zählt dort auch noch der Leistungsgedanke!
6. Fazit:
Kleidung sollte kein Statussymbol einer Gesellschaft sein, die ansonsten nichts mehr hat um sich selbst auszudrücken und darzustellen. Kurzfristig wird man als Eltern aber wohl noch mit dieser, für viele sehr unangenehmen Situation leben müssen. Was bleibt ist, seinem Kind so gut es geht, echte Werte vorzuleben und ihm, um die Situation etwas zu entschärfen, hier und da eines der begehrten Kleidungsstücke oder Schuhe zu ermöglichen. Wie bereits erwähnt, ist hier der Kauf von gepflegter Second Hand Kleidung durchaus eine gute Alternative.


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